"Bad Ragaz mobil": Schriftliche Information betr. Stand und weiteres Vorgehen bzgl. Verkehrskonzept "Bad Ragaz mobil"
Gemeinde Bad Ragaz
"Bad Ragaz mobil": Schriftliche Information infolge Verschiebung der öffentlichen Informationsveranstaltung
Die Gemeinde informierte am Freitag, 14. August 2020, dass aufgrund der aktuellen Situation in Bad Ragaz bezüglich COVID-19 die Informationsveranstaltung vom Donnerstag, 20. August 2020 verschoben wurde. Die Gemeinde informiert daher mittels Medienmitteilung zum Stand und weiteren Vorgehen des Verkehrskonzepts "Bad Ragaz mobil".
Untersuchung von sechs Varianten für die Dorfkernentlastung
Ziel des Planungsprozesses "Bad Ragaz mobil" ist es, eine ganzheitliche Verkehrslösung zu erarbeiten, um den Dorfkern zu entlasten und den Verkehr über die Hauptachsen besser zu führen. Dafür werden verschiedene Planungen in den Bereichen Verkehr und Siedlung aufeinander abgestimmt und ein zentrales Gefäss für die Mitwirkung geschaffen.
Erste Vorauswahl aus verschiedenen Varianten getroffen
Am dritten Forum wurden mit rund 90 Teilnehmenden über zwanzig verschiedene Varianten diskutiert, wie der Dorfkern vom Verkehr entlastet werden könnte. Dies ist sowohl ein wichtiges Ziel des Verkehrskonzepts Bad Ragaz als auch der "Nutzungsstrategie Dorfkern", worüber vor einer Woche im Sarganserländer informiert wurde. Die Fachleute haben zusammen mit Gemeinde und Kanton die Ergebnisse aus dem dritten Forum analysiert und sechs repräsentative Varianten gewählt, die nun im Detail untersucht werden. Die verschiedenen Varianten decken die ganze Bandbreite ab zwischen grossräumigen Umfahrungen bis hin zu kleineren Optimierungen am heutigen Strassennetz. Die Auswahl dieser Varianten basiert sowohl auf den bereits beschlossenen Zielen des Verkehrskonzepts als auch den Kriterien, die der Kanton später im Rahmen des Strassenbauprogramms anwenden wird, um das Projekt mit Begehren aus anderen Gemeinden zu vergleichen. Auch der nun anstehende detaillierte Vergleich der sechs Varianten basiert auf diesen Vorgaben des Kantons.
Detaillierte Untersuchung von sechs verschiedenen Varianten zur Entlastung des Dorfkerns
Die Entlastung des Dorfkerns kann auf zwei Wegen erreicht werden, entweder es wird die Anzahl der Fahrzeuge reduziert, die durch den Dorfkern durchfahren und/oder deren Geschwindigkeit wird gesenkt. Beides führt zur gewünschten Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Die ausgewählten Varianten setzen sich aus diesen beiden Elementen zusammen:
- Niedriggeschwindigkeitszone im Dorfkern: In der "Nutzungsstrategie Dorfkern" wird die Einrichtung einer Begegnungszone zwischen Bartholomé- und Bernard Simon-Platz empfohlen. In einer Begegnungszone darf maximal 20 km/h gefahren werden und die Fussgängerinnen und Fussgänger haben Vortritt. Alternativ könnte eine Niedriggeschwindigkeitszone auch mit einer Tempo-30-Zone umgesetzt werden, in welcher maximal 30 km/h gefahren werden darf und die Fahrzeuge auf der Kantonsstrasse Vortritt gegenüber den Fussgängerinnen und Fussgängern haben. Zudem wird der Abschnitt neu gestaltet. Der Vorteil einer Niedriggeschwindigkeitszone liegt in den vergleichsweisen tiefen Investitionskosten und der kurzen Bauzeit, dafür bleibt die Anzahl der durchfahrenden Fahrzeuge in etwa gleich hoch.
- Einbahnregime: Im dritten Forum wurde u.a. vorgeschlagen, ein Einbahnregime einzuführen. Dabei würde man in Richtung Süden durch den Dorfkern und in Richtung Norden durch die Mühlerainstrasse fahren. Dieses Verkehrsregime benötigt tiefere Investitionskosten als der Gegenrichtungsverkehr in der Mühlrainstrasse, da die Strasse weniger stark verbreitert werden muss. Die Anzahl der Fahrzeuge, die den Dorfkern durchquert, könnte etwa halbiert werden. Die Wirkung wird mit einer reduzierten Geschwindigkeit auf beiden Achsen und einer Umgestaltung des Dorfkerns verstärkt.
- Ausbau Mühlerainstrasse: Die Variante aus der Abstimmung im Jahr 2017 wird als eine Möglichkeit zur Entlastung des Dorfkerns nochmals mitbeurteilt. Sie war gemessen an den Kriterien des kantonalen Strassenbauprogramms die Bestvariante in früheren Untersuchungen. Auch in dieser Variante wird für den verbleibenden Verkehr im Dorfkern eine Niedriggeschwindigkeitszone eingeführt und die Durchfahrt gestalterisch aufgewertet. Die Durchfahrtsstrasse würde dann zu einer Gemeindestrasse.
- Tunnel Kurpark lang: Der lange Kurparktunnel wurde vor dem geplanten Projekt Ausbau der Mühlerainstrasse bereits als gute Variante beurteilt. Sie stiess von allen Umfahrungen nahe dem Dorfkern trotz hohen Investitionskosten auf die grösste Akzeptanz, weil die Tunnelportale ausserhalb des Dorfkernes zu liegen kommen. Damit die Entlastung im Dorfkern möglichst gross ist, wird als flankierende Massnahme beim Dorfausgang die Pfäferserstrasse für die Durchfahrt nach Pfäfers gesperrt. Die Fahrt von/nach Pfäfers könnte also nur noch via Kurparktunnel erfolgen. Auch in dieser Variante wird für den verbleibenden Verkehr im Dorfkern eine Niedriggeschwindigkeitszone eingeführt und eine Umgestaltung vorgenommen.
- Grossräumige Umfahrung Rosenbergli (ohne Sperrung Pfäferserstrasse): Immer wieder wird von einer Interessengruppe eine grossräumige Umfahrung von Bad Ragaz Richtung Pfäfers gefordert. Eine solche wird im Variantenvergleich mit einer offenen Linienführung berücksichtigt. Der Bau eines Tunnels würde zu grösseren Investitionskosten führen und sich demnach nur rechtfertigen, wenn der Nutzen der offen geführten Umfahrung viel grösser ist als die Investitionskosten. In dieser Variante wird davon ausgegangen, dass das Verkehrsregime im Dorfkern wie bisher bleibt und es keine Sperrungen nach Pfäfers/Valens gibt. Die Durchfahrt durch den Dorfkern würde aber umgestaltet und die Geschwindigkeit beschränkt.
- Grossräumige Umfahrung Rosenbergli mit Sperrung Pfäferserstrasse: Die verkehrliche Wirkung der Umfahrung auf den Dorfkern kann maximiert werden, wenn die Pfäferserstrasse beim Dorfausgang (Höhe Parkplatz Grand Resort) gesperrt und das Tempo im Dorfkern reduziert sowie der Strassenraum umgestaltet wird. Sämtliche Fahrten von/nach Pfäfers/Valens würden dann nur über diese Umfahrung führen, was zu Umwegfahrten, aber gleichzeitig auch einer höheren Entlastung des Dorfkerns führen wird. Und auch hier gilt: Nur wenn die Nutzen dieser offen geführten Umfahrung deutlich höher sind als die Kosten, würde sich auch die Untersuchung eines Tunnels rechtfertigen.
Wie es nun weitergeht
Derzeit wird das aktuelle Verkehrsaufkommen im Dorfkern und anderen wichtigen Verkehrsachsen gezählt und es werden Befragungen durchgeführt. Diese Verkehrszahlen sind notwendig, um die Verlagerungs- und Entlastungswirkungen der oben dargestellten sechs Varianten bestimmen zu können. Daneben werden aber auch weitere Kriterien wie die Funktionsfähigkeit des Strassennetzes, die Erreichbarkeit von Bad Ragaz und die Verkehrssicherheit beurteilt. In Bezug auf die Umwelt wird untersucht, welche Auswirkungen die sechs Varianten auf die Luftqualität, die Lärmbelastung, die Klimabeeinträchtigung und den Bodenverbrauch haben. Das sind alles Indikatoren, welche der Kanton später auch den Prioritäten im Strassenbauprogramm zugrunde legt. Die Ergebnisse dieser Bewertung und die daraus resultierende Bestvariante werden am vierten Forum am 14. November 2020 präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Der Gemeinderat und der Kanton einigen sich anschliessend im Verkehrskonzept gemeinsam auf die weiter zu verfolgende Bestvariante. Diese wird von der Gemeinde für das 18. Strassenbauprogramm angemeldet, welches die kantonalen Vorhaben für die Jahre 2024-2028 festlegt. Da in der Regel mehr Projekte von allen Gemeinden im Kanton angemeldet werden, als der finanzielle Rahmen umsetzen lässt, macht der Regierungsrat basierend auf den oben erwähnten Kriterien eine Priorisierung aller Vorhaben im Kanton. Die Dorfkernentlastung Bad Ragaz muss also ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen, um mit einer hohen Priorität im Programm berücksichtigt zu werden. Abschliessend entscheidet dann der Kantonsrat über das Strassenbauprogramm.
Dieser wichtige Meilenstein zur Anmeldung des Projekts im kantonalen Strassenbauprogramm kann weiterhin eingehalten werden, auch wenn es Corona-bedingt zu Verschiebungen kam.
Bei allen untersuchten Varianten bilden die Reduktion der Geschwindigkeit im Dorfkern und die Umgestaltung des Strassenraums eine flankierende Massnahme, welche die Wirkung der gross- oder kleinräumigen Umfahrung verstärken soll. Für diese Signalisationsänderung und die gestalterischen Massnahmen wird in jedem Fall ein zusätzliches Verkehrsgutachten fällig, welches die Machbarkeit dieser Massnahmen aufzeigt. Dieses wird aber erst ausgearbeitet, wenn der Variantenentscheid gefällt ist.
Ein breiter Strauss von kommunalen Massnahmen
Das Verkehrskonzept, das voraussichtlich Ende 2020 vom Gemeinderat beschlossen wird, zeigt aber nicht nur eine Lösung für die Verkehrsprobleme im Dorfkern auf. Es beinhaltet auch rund 15 Massnahmen auf dem übrigen Gemeindegebiet, die in der Umsetzungskompetenz der Gemeinde liegen, u.a. für den Velo- und Fussverkehr. Zudem sind auch auf den anderen Kantonsstrassen und für den öffentlichen Verkehr in Absprache mit dem Kanton Optimierungsmassnahmen angedacht. Die vollständige Massnahmenliste wird ebenfalls am 14. November 2020 im Rahmen des vierten Forums präsentiert – die Anwesenden erhalten dann auch die Gelegenheit, über die Priorität dieser Massnahmen zu diskutieren. Basierend auf diesen Diskussionsergebnissen wird der Gemeinderat dann entscheiden, welche Massnahmen sofort umgesetzt werden, für welche planerische Vertiefungsarbeiten notwendig sind und welche einen längerfristigen Umsetzungshorizont haben sollen.
Verkehrserhebung
Aktuelle Verkehrszahlen als wichtige Grundlage
Die wegen des Lockdowns im März abgebrochene Verkehrserhebung findet nun vom 18. August bis 2. September 2020 statt. Verschiedene Erhebungen in der Schweiz haben gezeigt, dass sich das Aufkommen des motorisierten Individualverkehrs mit den erfolgten Lockerungsmassnahmen (bezüglich COVID-19) wieder weitgehend normalisiert hat. Um die Repräsentativität sicherzustellen, wird das absolut gemessene Aufkommen auch mit den langjährigen Erhebungen des Kantons und des Bundes an fixen Zählstellen verglichen und bei Bedarf justiert.
Die Gemeinde installierte an folgenden Orten vorübergehend Geräte: Pfäferserstrasse, Bartholoméplatz, Mühlerainstrasse, Maienfelderstrasse auf Höhe Kurpark sowie Sarellistrasse. An drei Tagen befragten dafür ausgebildete Personen an der Pfäferserstrasse mit Bewilligung der Polizei einzelne Verkehrsteilnehmende zu ihrem Abfahrts- und Zielort. Dies erfordert ein kurzes Anhalten der Verkehrsteilnehmenden. An dieser Stelle danken wir der Bevölkerung für ihre Bereitschaft, Auskunft zu geben.
Der Gemeinderat
Zugehörige Objekte
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